Unsere Reise in die estnische Hauptstadt Tallinn begann am Montag, 31.03.2025, als sich alle Beteiligten fröhlich und voller Erwartung um 6:25 Uhr am Bahnhof in Marburg trafen. Obwohl zwei Stunden später am Hauptbahnhof Frankfurt die U-Bahnen wegen eines Brandes ausfielen, erreichten wir noch pünktlich den Flughafen und verlebten einen ruhigen Hinflug.
In Tallinn angekommen, wurden wir von Terry, unserer Partnerlehrerin, abgeholt. Mit dem Bus ging es bis in die Nähe der weltbekannten Altstadt von Tallinn. Wir ratterten mit unseren Koffern über das Kopfsteinpflaster bis zu unserem Hostel, das nach dem gegenüberliegenden runden Wehrturm der alten Festung „Fat Margaret“ heißt.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, machten wir einen ersten Rundgang durch die wunderschöne Altstadt und aßen dort zu Abend. Wir kauften noch ein paar Lebensmittel für das Frühstuck im nahegelegenen Supermarkt ein und fielen dann todmüde in unsere Betten.
Der Dienstagmorgen begann in gutgelaunter Runde mit Frühstück in der urigen Küche unseres Hostels. Dann sind wir gegen 8:30 Uhr zur nahegelegenen Bushaltestelle gelaufen und mit dem Bus etwa eine halbe Stunde zum Tallinna Järveotsa Gümnaasium gefahren.
Dort wurden wir herzlich von Terry empfangen. Kurz darauf lernten wir einige Schüler einer 10. Klasse kennen. Als erstes machten wir eine kleine Vorstellungsrunde, um uns besser kennen zu lernen. Dann begannen wir mit unserer Projektaufgabe zum Thema „How our students want to learn“. Wir führten von uns vorbereitete Interviews mit den Schülerinnen und Schülern durch, um mehr über Unterschiede zwischen dem estnischen Schulsystem und unserem zu erfahren. Besonders interessiert hat uns, welche Aspekte man vielleicht auch an unserer Schule übernehmen könnte, um das Lernen zu verbessern. Nach etwa einer halben Stunde war die erste Pause. In der Aula der Schule wurden “Let’s Dance”-Videos gezeigt, zu denen die Kinder und Teenager mittanzten. Zu unserer Überraschung machten sehr viele sowohl jüngere als auch ältere Mädchen und Jungen mit, darunter einige aus der 10. und 12. Klasse. Wir waren auch am Start.
Nach der Pause trafen wir den „Student Council“. In Kleingruppen erklärten uns die Mitglieder ihre Aufgaben und stellten uns die Schülerzeitung der Schule vor. Uns blieb positiv in Erinnerung, dass die Schülerinnen und Schüler mit viel Engagement daran arbeiteten, damit dieses schöne Endresultat als tolle Erinnerung an das Schuljahr entstehen konnte.
Anschließend führten uns die Zehntklässler, mit denen wir auch die Interviews gemacht hatten, durch das Schulgebäude. Dabei erfuhren wir, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Straßenschuhe gegen Hausschuhe tauschen müssen. Die Schule verfügt außerdem über ein Schwimmbad, ein Fitnessstudio und sogar einen Ballettsaal. Besonders auffällig war, dass alle Jahrgangsstufen in einem Gebäude untergebracht waren, wodurch verschiedene Altersgruppen miteinander in Kontakt kamen. Im ganzen Schulgebäude gab es viele bequeme Sitzmöglichkeiten. In einem der Schulflure war eine Ausstellung mit zahlreichen Pokalen zu sehen - unter anderem von Sportwettbewerben, Modenschauen und Kochwettbewerben.
Im Anschluss durften wir bei einem Meeting des „Prom Committee“ zusehen, das den Abschlussball der 12. Klasse plante. Interessant war, dass diese Planung von Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse übernommen wurde. Eine Gruppe kümmerte sich um die Dekoration, eine andere um eine Fotobox und wieder eine andere um den Ticketverkauf, der die Ausgaben finanzierte. Nach dem Meeting haben wir – wie alle Schülerinnen und Schüler - in der Cafeteria Mittag gegessen. Dann war unser erster Schultag auch schon vorbei, und wir fuhren mit dem Bus zurück zum Hostel. Am Nachmittag teilten wir uns in Gruppen auf und erkundeten die Innenstadt, wo es überraschend ruhig und gar nicht überfüllt war. Wir bestaunten die zahlreichen Cafés und Blumenläden. Abends hatten wir dann sehr viel Spaß beim gemeinsamen Bowling.
Am Mittwoch war ebenfalls ein aufregender Tag. Unser Schultag startete mit einem Besuch des Kurses „Country Studies“ mit der Klasse 12a. Anhand verschiedener Kriterien haben wir Tallinn und Gladenbach in unterschiedlichen geschichtlichen Epochen verglichen. Im Anschluss hatten wir gemeinsame Deutschstunden mit einer 10. Klasse.
Wir haben unsere Schule präsentiert, indem wir den estnischen Schülerinnen und Schülern unser selbstgedrehtes Schulvideo vorstellten. Anschließend haben wir Fragen von ihnen über unsere Schule auf Englisch beantwortet, da die Esten erst seit einem Jahr Deutschunterricht hatten. Gegen 13:15 Uhr haben wir wieder in der Schulkantine Mittag gegessen. Es gab verschiedene Gerichte zur Auswahl und wir hatten die Möglichkeit, dort zum ersten Mal landestypische Gerichte zu probieren. Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit dem Highlight des Tages. Um 14:30 Uhr trafen wir uns zusammen mit der 10a in der Aula. Zum Einstieg spielten wir eine Runde Reise nach Jerusalem. Danach fand ein „Food Tasting“ statt, bei dem wir typisch estnische Speisen zum Probieren bekamen und diese dann bewerten mussten. Es war wirklich ein Erlebnis und hat uns einen tollen Einblick in die Vielfalt der estnischen Küche gegeben. Außerdem durften wir den typisch estnischen Volkstanz kennenlernen und ausprobieren.
Nach dem langen Schultag sind wir zurück in unser Hostel gefahren und haben dann den restlichen Nachmittag zusammen am Strand verbracht. Am Abend haben wir Pizza bestellt und gemeinsam den Tag ausklingen lassen.
Am Donnerstagmorgen waren wir um 10:30 Uhr in der Schule. Dort hatten wir die Gelegenheit, am bilingualen Geschichtsunterricht der 10a zum Thema „Victorian Age“ teilzunehmen. In dieser Unterrichtsstunde haben wir zusammen mit den Schülerinnen und Schülern mehrere Lernvideos geschaut. Anschließend haben wir während der Gruppenarbeit ein Plakat zum Schulalltag von Mädchen und Jungen im 19. Jahrhundert erstellt. Dabei fanden wir sehr interessant, dass die Esten dieses Thema erst in der 10. Klasse durchnahmen, da wir es schon in der 9. Klasse gemacht haben. Unsere zweite Unterrichtsstunde war mit der 11a. Dort haben wir mehr über die estnische Geschichte erfahren. In Partnerarbeit haben die Schülerinnen und Schüler uns ihre Präsentationen zu verschiedenen geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt Tallinn gezeigt und unsere Fragen beantwortet. Wir sind schnell mit den Esten ins Gespräch gekommen und waren traurig, als die Stunde zu Ende war. Auch an diesem Tag hat es uns in der Schulkantine recht gut geschmeckt. Darüber haben wir uns fast ein wenig gewundert.
Unser letzter Programmpunkt war eine geführte Stadttour mit der 12a. Die Schülerinnen und Schüler haben uns die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt und ihren historischen Kontext erklärt. Dabei bekamen wir den Freedom Square, verschiedene Kirchen und eine sehr alte Burg zu sehen. Am Nachmittag gingen wir als Gruppe nochmal in die Innenstadt. Dort haben wir zusammen Eis gegessen und ein bisschen gebummelt. Für den Abend suchten wir uns ein kleines Burgerrestaurant am Hafen aus, wo wir gemeinsam einen schönen letzten Abend verbrachten.
Am Freitagmorgen konnten wir länger schlafen und haben dann noch einmal zusammen gefrühstückt. Anschließend haben wir uns im Supermarkt Proviant für den Rückflug besorgt. Danach sind wir alle zusammen zum Strand gegangen und haben ein letztes Mal die Aussicht genossen. Zurück im Hostel haben wir unsere Sachen fertig gepackt und uns auf dem Weg zum Flughafen gemacht.
Alles in allem hat uns diese Reise wirklich sehr gut gefallen. Wir konnten ganz viele tolle Eindrücke vom estnischen Schulleben erhalten und sind froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Wir würden es jederzeit wiederholen.
Jetzt machen wir uns daran, unsere Eindrücke mit denen der zweiten Gruppe, die eine neue Partnerschule in Frankreich besucht hat, zusammenzuführen. Wir werden gemeinsam einen Vortrag für das Kollegium der Europaschule ausarbeiten, in dem wir - basierend auf dem, was uns bei unseren Partnerschulen beeindruckt hat - neue Ideen für die Europaschule vorstellen werden.