MAREJESHO - …. die Ahnen nach Hause holen - Ausstellungsbesuch im Marburger Rathaus

J. Kalabis
02.07.2025

Auf die Spur der deutsch-tansanischen Kolonialgeschichte begaben sich

am Freitag, 27. Juni, sieben SchülerInnen der neuen Tansania-Reisegruppe.

Hannah (Blieder), Zoe, Ida, Hannah (Bösser) und Fabio besuchten gemeinsam mit S. Schiebel, J. Kalabis, J. Bunte und K. Guhl im Marburger Rathaus die multimediale Ausstellung MAREJESHO – Ruf nach Wiedergutmachung.

Die Stadt Moshi am Fuße des Kilimanjaro ist seit 2023 als neue Partnerstadt mit Marburg verbunden und zudem seit 30 Jahren das Zentrum für die Begegnungen der Gladenbacher Schüler-und LehrerInnen mit Kisomachi , dem kleinen Dorf nahe der Großstadt Moshi.

Die MAREJESHO-Ausstellung thematisiert die Verbrechen der Kolonialherrschaft (1885- 1918) in Tansania. Dabei geht es nicht um Schuld oder Schuldzuweisung, sondern um Erinnerung und Auseinandersetzung. Am Kilimanjaro und am Mount Meru bekämpften deutsche Kolonialoffiziere die Ethnie der Chagga und ihre traditionellen Führer, die Mangi. Gebeine und Köpfe wurden als Trophäen nach Deutschland geschickt und lagern bis heute in Museen und Instituten, vor allem in Berlin. Seit vielen Jahren fordern Angehörige in Tansania die Rückgabe der Gebeine ihrer Ahnen. D. Häring vom Arbeitskreis Tansania/Globales Lernen erläuterte die kultur- und familiengeschichtliche Bedeutung der Rückkehr der Ahnen und ihres feierlichen Begräbnisses in Moshi und den Nachbardörfern.

Beeindruckt zeigten sich die SchülerInnen von den zahlreichen, in zweisprachigen Videos präsentierten, Schilderungen verschiedener Dorfbewohner, die bis heute darauf warten, ihren Urgroßvater begraben zu können.

Besondere Aufmerksamkeit zog die Darstellung über Chief Mangi Meli auf sich. Dieser bekämpfte die deutschen Kolonialisten und wehrte sich entschlossen gegen die Besetzung der Kilimanjaro-Region und die Unterdrückung der Bevölkerung der Chagga. Mit 18 weiteren Chiefs der Chagga wurde Mangi Meli 1900 gehängt. Sein Kopf ist nach Deutschland verschifft worden und konnte bis heute nicht gefunden werden.

Im Herbst 2023 bat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer offiziellen Begegnung mit der tansanischen Präsidentin Samia Suluhu Hassan um Verzeihung für die kolonialen Verbrechen und versprach intensive Bemühungen um die Rückgabe der Schädel an die Nachfahren in der Kilimanjaro-Region. Ein Ausstellungsfries von Künstlern aus dem Distrikt Moshi hält diese historische Begegnung fest.

Neben den postkolonialen Fragen konnten sich die SchülerInnen intensiv mit der Entstehung der Ausstellung beschäftigen. Das Gemeinschaftsprojekt von Berlin Postkolonial, dem Old Moshi Cultural Institut etc. stellt tansanische Angehörige in den Mittelpunkt der Recherchen. So entdeckten die Gladenbacher SchülerInnen, tansanische Schulklassen, die, wie sie selbst, die Ausstellung MAREJESHO bestaunen und sich auf Spurensuche hin zu ihren eigenen Vorfahren begeben.

Die Ausstellung MAREJESHO bleibt den im Januar Reisenden sicherlich in eindrücklicher Erinnerung und reiht sich als besonderes Erlebnis in die einzelnen Stationen der Reisevorbereitung ein.

Bis zum 6. Juli 2025 ist sie im Marburger Rathaus zu besuchen.