Am Montag und Dienstag der vorletzten Schulwoche (1./2. Juli 2024) fanden die beiden Aufführungen der DS-Kurse der Q2 statt. Geleitet wurden diese von Frau Finke und Herrn Seegelken. Der Weg zur Bühne in der Kultur- und Sporthalle lohnte sich gleich doppelt, da an beiden Abenden jeweils beide Stücke zu sehen waren.
Der DS Kurs von Frau Finke inszenierte dabei das Drama „Die Physiker“ von F. Dürrenmatt, ein Stück, das in einer psychiatrischen Anstalt spielt und in der drei angeblich verrückte Physiker nach und nach ihre Krankenschwester ermorden. Das Motiv bleibt zunächst unklar, doch am Ende wissen wir: sie sind weder verrückt noch halten sie sich wirklich für Einstein, Newton oder Möbius. Stattdessen dreht sich alles um die „Weltformel“, eine bahnbrechende Entdeckung, die Macht und Kontrolle, ja sogar Weltherrschaft bedeutet. Doch statt dieses Wissen zu verbreiten, gibt sich „Möbius“ als verrückt aus und versucht mit allen Mitteln, seine Familie und letztlich die Welt vor seiner Entdeckung zu schützen und somit Verantwortung zu übernehmen. Am Ende kommt leider alles ganz anders: Fräulein Dr. von Zahnd, Leiterin der psychiatrischen Anstalt, stellt sich als die einzig Verrückte heraus, die mit hinterhältigen Mitteln die Weltformel heimlich an sich gerissen hat. Alle Mühe also vergebens?
Herr Seegelken und sein DS-Kurs haben sich intensiv mit dem Stück „Frühlingserwachen“ von F. Wedekind beschäftigt. Statt der Bedrohung für die gesamte Menschheit geht es hier um die Bedrohung für Kinder und Teenager, die auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihre eigenen Identität entdecken wollen, jedoch in einer verklemmten und repressiven Gesellschaft groß werden, die nicht für Offenheit und Toleranz steht. Weder die Schulen mit ihrem Auftrag zu bilden und zu lehren noch die Familien begleiten sie verantwortungsvoll in dieser Zeit. Statt Ängste und Interessen, Fragen rund um die Sexualität zu thematisieren und die Jugendlichen auf ihrem Weg zu begleiten, wird hier seitens der Erwachsenenwelt unterdrückt, verheimlicht, verwirrt und gelogen. Und das mit tragischen, tödlichen Folgen, wie uns das Stück deutlich vor Augen führt.
Zwei Stücke, zwei Kurse – viele unterschiedliche Themen. Schaut man genauer hin, entdeckt man aber auch Gemeinsamkeiten. Denn letztendlich stellt sich nach beiden Inszenierungen die Frage: Wie gehen wir mit Wissen um? Mit wem teilen wir es? Wofür können und müssen wir Verantwortung übernehmen? Welche Folgen hat es, wenn wir versuchen Wissen zu verstecken? Und: machen wir diesbezüglich heute alles richtig?
Beide Stücke haben an diesem Abend auf ihre ganz eigene Weise, ob textnah oder improvisiert, ob witzig oder todernst, durch das Hineinversetzen in Jung und Alt mit tollem schauspielerischen Einsatz den Kern der beiden Stücke dem Publikum näher gebracht und alle mit vielen Fragen und Denkanstößen nach Hause geschickt. Denn obwohl die beiden Dramen schon über 60 (Die Physiker) bzw. 130 Jahre (Frühlingserwachen) alt sind, haben die Themen noch lange nicht ausgedient und sollten auch heute unbedingt weiter Platz auf den Bühnen und im Unterricht finden.